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Die Besteigung des Mont Ventoux


Als ich von der Blogparade auf Himmel die Berge erfuhr, wusste ich sofort, welches Buch ich einfach schon viel zu lange nicht mehr aus dem Bücherregal geholt hatte: Die Besteigung des Mont Ventoux von Francesco Petrarca. Für Traveltastic bedeutet das heute vor allem eines: Hiermit stelle ich Euch einen neuen Fantastic Place vor, nämlich das Vaucluse im Südosten Frankreichs.


Urlaubsort Vaucluse

In meiner Kindheit ging es für mich beinah jedes Jahr ins Vaucluse. Ein Großteil der Frankreichliebhaber träumt bei dem Stichwort Südfrankreich von Cannes und St. Tropez. Trotz meiner Vorliebe für Küstenregionen gilt das für mich ausnahmsweise mal nicht.

Toller Auflugstipp: Gordes im Luberon

Das Vaucluse liegt im Südosten Frankreichs und zeichnet sich durch seine mediterrane Berglandschaft aus. Weinberge, Lavendel und ein babyblauer Himmel gehören hier zum optischen Standardprogramm. In den Tälern wird es im Hochsommer bis zu 52 Grad heiß. Es gibt unfassbar gutes Essen – Käse, Wurst und Wein – in jeder kleinen Epicérie zu kaufen und natürlich traumhaft schöne Ferienhäuser.

Avignon, Carpentras und Apt sind die größten Städte. Für Kulturliebhaber ist Avignon ein Muss! Mein persönlicher Tipp ist Vaison-la-Romaine, eine Römdersiedlung, atemberaubend schön gelegen an der Ouvèze. Außerdem lohnt sich ein Ausflug nach Fontaine-de-Vaucluse. Hier entspringt die Sorgue in den schönsten Farben. Auch ein Roadtrip durch’s Luberon-Gebirge verspricht magische Urlaubsmomente! Deswegen: Mietet Euch unbedingt ein Auto oder nehmt gleich den längeren Anfahrtsweg aus Deutschland auf Euch! Es lohnt sich!

Typisch Provence – Typisch Luberon-Gebirge

 

Der Mont Ventoux

Der Mont Ventoux erhebt sich 1912 Meter hoch mitten im Vaucluse. Bei gutem Wetter kann man ihn noch von der Côte d’Azur sehen. Wie sein Name bereits vermuten lässt, ist es auf ihm häufig sehr windig.

So beginnt auch Petrarcas Brief an Francesco Dionigi von Borgo San Sepolcro, der in jenem Büchlein „Die Besteigung des Mont Ventoux„, erschienen im Insel Verlag festgehalten ist:

… Den höchsten Berg dieser Gegend, den man nicht unverdientermaßen Ventosus, den Windigen nennt, habe ich am heutigen Tage bestiegen. Dabei trieb mich einzig die Begierde, die ungewöhnliche Höhe dieses Flecks Erde durch Augenschein kennenzulernen…

Ich erinnere mich, dass mich als Kind vor allem zwei Dinge magisch auf diesen Berg zogen: Der kühle Wind, der stets dort oben weht, sowie die Lakritz-Stände, die an den Herrscharen von Touristen gut verdienen.

Natürlich gibt es reichlich Wanderwege den Gipfel hinauf. Gleich von mehreren Seiten lässt sich der Mont Ventoux erklimmen.

Richtig beliebt ist er allerdings bei den Fahrradfahrern. Immerhin ist der Mont Ventoux beinah jedes Jahr fester Bestandteil der Tour de France und in seiner Schwierigkeit keineswegs zu verachten. Gefürchtet wird er von vielen Sportlern: Seine Kuppe ist unbebäumt und der prallen Sonne ausgesetzt. 1967 brach ein englischer Radprofi während der Tour de France kurz vor dem Ziel zusammen und verstarb noch vor Ort. Was Petrarca wohl zu diesem Unglück gesagt hätte?

Blick vom Mont Ventoux

 

Die Besteigung des Mont Ventoux

Das kleine Insel-Büchlein ist keine Lektüre von langer Dauer. Allen Provence- und vor allem Petrarca-Fans bereitet es deswegen nicht minder Freude! Es beschreibt mit gewandten Worten so manche Qual, so manches Glück und so manche Selbtsfindung, die einem beim Bergsteigen ereilt. Natürlich nicht, ohne auch für Petrarcas Philosophie ein wenig Raum zu lassen.

… Wohl aber liegt das Leben, das wir das selige nennen, auf hohem Gipfel, und ein schmaler Pfad, so sagt man, führt zu ihm empor… Auf dem Gipfel ist das Ende aller Dinge und des Weges Ziel… Dorthin gelangen wollen zwar alle, aber wie Ovid sagte: „Wollen das reicht nicht aus, Verlangen erst führ dich zum Ziele“… Was hält dich also ab? Doch wahrhaftig nichts weiter, als daß der Weg durch die irdischen und allerniedrigsten Gelüste ebener ist […] und bequemer…

Durchsetzt ist Petrarcas Brief mit Fotografien von Constantin Beyer, die das für die Gegend typische blass-mediterrane Licht einfangen. Angesichts eben jenes Lichts und der berauschenden Naturerfahrung, vergisst Petrarca sogar für einen Moment seine ihm eigenen Überzeugungen.

… Ich war wie betäubt […] im Zorne mit mir selbst darüber, daß ich noch jetzt Irdisches bewunderte. Hätte ich doch schon zuvor – selbst von den Philosophen der Heiden – lernen müssen, daß nichts bewundernswert ist außer der Seele: Neben ihrer Größe ist nichts groß…

Im Anhang an Petrarcas Brief gibt es noch eine Leseempfehlung von Rainer Maria Rilke. Und wer möchte schon gerne behaupten, Rilke hätte nicht gewusst was gute Literatur ist. 😉

Comments (3)

  1. Auch ich bevorzuge im Sueden Frankreichs nicht die cote d‘ azur sondern genau wie du das Hinterland.
    Den „Windigen“ kenne ich jedoch noch nicht, vielleicht sollte ihn auch mal
    erklimmen!!

    1. Ja unbedingt! Es lohnt sich wirklich!! 🙂

  2. Hallo Desiree,
    toll, vielen Dank! Damit steht die Reiselektüre für die nächste Provence-Reise fest. Wann die sein wird, steht allerdings noch in den Sternen….
    Liebe Grüße
    Ruth

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